Bakus eigentliche Geschichte ist jedoch viel älter als hier schon berichtet und steht in engem Zusammenhang mit den reichen Vorkommen an Erdöl und Erdgas. In der Nähe des Dorfes Magomedli sieht man in der Wüstensteppe Flammen lodern.
Ein ganzer Hang ist damit wie eine Tulpenwiese besät und wird daher auch als
Janar gaja (brennender Felsen) genannt. Sei jeher wurde das Feuer als Symbol des Übermenschlichen und Göttlichen verehrt und daraus hat sich offenbar auch der Name Baku der alten Sprache
Bak, Bak (was soviel bedeutet, wie Gott oder Sonne) herausgebildet.
Dieser Aspekt lies den Ort auch zu einer Stelle der Pilger und Gottesanbeter werden. Archiologischen und numismatischen Erkenntnissen zufolge stammen die ersten Ansiedlungen bereits aus dem Jahre 5. Jhd. n.Chr. Die ersten unanfechtbaren Belege sind Schriften arabischer Geografen aus dem Jahre 930, es stammen aber auch Vermutungen ab, das bereits in der Wegbeschreibung der Skythen zum Feuer auf das erste Jahrhundert hinweisen. In der Nähe von Baku wurde auch ein ausgetrockneter Erdölsee entdeckt, den, angelockt durch die spiegelnde Oberfläche, vor ca. 40 000 Jahren Tiere, die auf Wassersuche waren, aufsuchten, im Morast stecken blieben und verendeten. So entstand ein fossiler Friedhof, der eine reiche Flora und Fauna entwickelte und Brennstoff lieferte, was eine Ansiedlung der Menschen beeinflußte.
Wir kommen mit dem Bus auf einem großen freien Platz im Zentrum der Siedlung Surachany an, wo sich ein Komplex, ähnlich einer kleinen Wehranlage aus schwarzgefärbten Felssteinen, vor uns erhebt. Gegenüber steht ein Flachbau in der Art einer Scheune, an dessen gelb verputzter Wand mit schwarzen Blechornamenten die Besiedlung der Region und der Huldigung des Feuers gedacht ist. Es riecht nach Ruß und Öl. Wir treten durch eine kleine Holztür ins Innere der Ummauerung und kommen auf einen feinsandigen weitreichenden Hofbereich.
Ateschgach ist ein indischer Tempel aus dem 17./18. Jahrhundert und wurde an der Stelle errichtet, wo das Feuer aus der Erde tritt. Eigentlich wurden alle heiligen Stätten nach Einführung des Islam zerstört. Offenbar steht der heutige Tempel auf Ruinen eines Älteren, als die Verbindung nach Indien noch sehr eng waren und mit Handelskarawanen auch Hindu-Bilger zum "göttlichen Feuer" nach Baku kamen.
Die Zellen der Pilger gruppieren sich in der 5-eckigen Befestigungsmauer. Zentral steht der Haupttempel. Im Inneren sowie aus Schloten an den vier Ecktürmen lotern ewige Flammen.
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Erschrocken kommt eine Reiseteilnehmerin aus eine der Zellen und sagt: "Da wohnen noch welche drin!" Ganz sicher konnte man bei dieser Äußerung doch nie sein, denn wir befanden uns ja in einer heiligen Stätte und bereits in anderen Orten, die wir bereist hatten, konnten wir noch aktive Klöster besuchen. Vorischtig setzte ich also meinen Schritt in eine der dunklen Zellen, um nicht eventuell zu stören. Die Öffnungen waren Türlos und sehr niedrig. Man mußte aufpassen, sich nicht den Kopf einzurennen. In den Wänden waren kleine Nischen. Dort stellten die Pilger Nahrung für die Götter als Opfergabe hinein. Doch wie sollte es anders sein: Die Speisen waren am andere Tag weg - aber nicht von den Heiligen genommen, sondern von den Tempelpriestern (den Scheinheiligen), die auf Kosten der armen Gläubigen sich bereichterten und satt aßen (erinnert mich doch irgendwie auch an heutige Regierungs- und Wirtschaftsmitglieder).
Letztendlich sind die Pilger wegen Hungers gestorben und haben es nie geschafft, wieder in ihre Heimat zurück zu kehren.
Der eigentliche Wohnbereich glich einer Höhle. Und tatsächlich - dort saß jemand im dunklen Schein einer Feuerstelle. Doch es waren keine Pilger. Man hatte - als Anschauugnsweise für die damaligen Verhätnisse - Puppen hinein gesetzt.