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Busfahrt durch den Kaukasus - Teil 4: Telawi/Zinandali


Zinandali

Eingang zum Park Etwa 10 Kilometer östlich von Telawi liegt der kleine Ort Zinandali. Hier steht eine Fürstenresidenz mit einem großen Landschaftspark, welches einst Alexander Tschawtschawadse, einem hervorragenden Dichter und Vertreter der Öffentlichkeit des 19. Jahrhunderts, gehörte. Das Haus und der Park sind heute als Gedenkstätte für diesen Mann eingerichtet. Im Park ist auch eine Basilika, in der der russische Schriftsteller Alexander Gribojedow und Nina Tschawtschawadse getraut wurden. Haupthaus Bereits vor dem offiziellen, durch die Dolmetscherin organisierten Ausflug, hatten wir in einer kleinen Gruppe die Gelegenheit, diesen Park in aller Ruhe zu besuchen. Grund war eine Blondine in der Reisegruppe, die dem seit Tblissi uns anvertrauten Busfahrer das Hirn raubte. Dieser sah bereits auf der Fahrt von Tblissi nach Telawi mehr in den Rückspiegel als auf die Fahrbahn. Am ersten Tag unseres Aufenthaltes ohne Programm hatte auch er Langweile und so lud er kurzentschlossen unsere Blondine auf eine Busfahrt ein. Da sie aber nicht mit ihm und ihrer Begleiterin alleine einsteigen wollte, rief man uns beide männliche Personen zu Hilfe und kurzerhand gesellte sich noch ein weiterer Einzeltourist sowie ein frisch verheiratetes Paar auf Hochzeitsreise hinzu. Natürlich gefiel das dem Busfahrer überhaupt nicht; doch einen anderen Weg kannte er nicht, mit seinem "Traum" umher zu fahren. Und so konnten wir wenigstens einmal in Ruhe die Schönheit des Parkes genießen. Den Eingang bildete eine asphaltierte zweispurige Straße mit mittlerer Insel, die mit jungen Weinreben bepflanzt war. Bogenleuchten richteten ihre Hälse nach beiden Seiten. Offenbar in dieser Gegend zu hause, erschien der Busfahrer gemeinsam mit einer weiteren Person und einer großen Garaffe Wein, die in einem kleinen Kellerloch im Park lagerte. Es gab nebenbei auch noch eine kostenlose Erfrischung.
Nebengebäude Rosarium hintere Hausansicht
So wurde auch dieser Nachmittag zu einem Erlebnis, welches noch in der Heimfahrt seinen Höhepunkt erreichen sollte. Offenbar durch den Wein leicht enthemmt, forderte unserer Fahrer die schöne Blonde auf, sich auf den Sitz der Dolmetscherin zu setzen. Schließlich war die letzte Bank, auf der sie während der gesamten Kaukasus-Rundfahrt ihren angestammten Platz hatte, doch zu weit entfernt und der Ausflug sollte für ihn auch Sinn machen. Pinien Also nahm sie Platz. Er animierte sie nun, durch das Mikrofon zu reden und zu singen. Auf die Frage, ob sie einen Führerschein habe und "JA" als Antwort erhielt begann nun ein Spiel, was nicht alle für lustig empfanden. Zuerst zog er sie auf seinen Schoß, wo sie den Bus lenken sollte. Doch nun entzog er sich seinem Sitz und nahm selbst auf dem Dolmetschersessel Platz. Unsere Beauty wußte nicht, was geschah und versuchte langsamer zu werden. Doch unser Chauffeur trat ihr sanft auf die Füße, um die Fahrt zu beschleunigen. Glücklicherweise waren die Felder rechts und links der Straße flach und die Straßenränder nicht allzu tief.

Auf halben Weg half eine Tankstelle, diesen Unsinn zu beenden, da dem Bus der Sprit langsam ausging und unser Fahrer heranfahren mußte. Bis zur Rückkehr ins Hotel verzog sich Blondie wieder mit mürrischen Gesicht auf die hinterste Bank des Fahrzeuges und ward nimmer gesehen. Nur der Rest der Gruppe mußte bei den weiteren Exkusionen ein wenig die Unmit und den Liebeskummer austragen. Wir waren froh, daß kurz hinter der aserbaidshanischen Grenze dann auch die Fahrer getauscht wurden und ein gesetzter älterer Familienvater lenkte.


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Fürst Alexander
Tschawtschawadse


(1786-1846)
Namhafter Vetreter der georgischen Romantik des 18. Jhdt., die ihre Kraft aus der Bitterheit des endgültigen Verlustes der Unabhängigkeit durch den Anschluss an Russland Ausdruck verlieh.
Sein Schwiegersohn war Alexander Sergejewitsch Gribojedow, Sekretär russ. Gesandtschaft in Persien und Mitbegründer der russisch-geogischen Zeitung.

Mehr infos unter:
Kacheti: Wein, Trauben und Geschichte

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